VELP UND DER KRIEG
VOR DEM KRIEG
Pastor Schaars und Pater Campman (römisch-katholisch), Pfarrer Oskamp (niederländisch reformiert) und der Kommunist Dirk van der Voort, alle aus Velp, warnten ab 1938 in Predigten und Gewerkschaftstreffen vor der Gefahr des Faschismus. Sie halfen jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland, in Velp Zuflucht zu finden. Sie schufen in Velp ein „Flussbett“, durch das sich später erfolgreiche Widerstandsgruppen bildeten und Verstecke gefunden wurden.
Pastor Schaars überlebte die Konzentrationslager Natzweiler und Dachau. Van der Voort war bereits in der Todeszelle, wurde aber von Leuten aus dem Widerstand in Velp gerettet. Pfarrer Oskamp wurde vor Gericht gestellt, verurteilt und überlebte ein deutsches Gefangenenlager.
„Der Glaube oder das Bewusstsein, dass Menschen, die wir als Vorbilder brauchen, irgendwo um uns herum vorhanden sind, gibt dem Leben eines jeden Einzelnen eine Richtung. Der Glaube von vielen zusammen hat großen Einfluss auf die Perspektive einer Gesellschaft. Also über den Verlauf eines Krieges. Dies gilt sicherlich für gute Beispiele. Das Bewusstsein, dass in der Dunkelheit hier und da zwischen den Trümmern Blumen blühen, wirkt noch viele Jahre nach.“ (Dipl.-Soz. K. Hengeveld)
1945 Das Krankenhaus in Velp – Fachärzte, Krankenschwestern, Untergetauchten und Mitglieder der Widerstand.
Hausärzte in Velp in 1945
DER WIDERSTAND
Gute Beispiele für einflussreiche Personen, die die Entscheidungen der Bürger von Velp und Rozendaal beeinflussten.
Bürgermeister Zimmerman und Polizeipräsident Borstlap weigerten sich, die Verhaftung von Juden zuzulassen.
Bürgermeister Zimmerman wurde als Geisel in St.Michelsgestel gefangen gehalten; Kommissar Borstlap wurde fristlos entlassen und überlebte als Untergetauchter.
Pastor Schaars, Pfarrer Oskamp und der Kommunist Dirk van der Voort warnten ab 1938 in Predigten und Gewerkschaftstreffen vor der Gefahr des Faschismus. Sie halfen jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland, in Velp Zuflucht zu finden.
Das Krankenhaus in Velp war eine Bastion des Widerstands. Fachärzte und Krankenschwestern kümmerten sich um die Flüchtlinge, die Untergetauchten und, über die Allgemeinmediziner, auch um die Untergetauchten.
Die Velp-Ärzte boten Unterschlupf für Untergetauchte und für Mitglieder des Widerstands.
Der von den Deutschen eingesetzte Bürgermeister Kalhorn war mit einer Krankenschwester aus dem Velper Krankenhaus verlobt und tauschte Informationen mit dem Velper Widerstand aus.
PERSONEN IM VERSTECK
Ein wichtiger “Dreh- und Angelpunkt” im sozialen Aspekt des Velper Widerstands war Warner van Keulen (alias Kees, Johan).
„Eigentlich bin ich ein schrecklicher Feigling“, sagte er später zu seinem Sohn. „Als ich in Zevenaar die Lebensmittelgutscheine abholte, war es eine Höllenfahrt zurück mit dem Fahrrad. Ich hatte große Angst, dass ich erwischt werden würde.“
Warner van Keulen (25 Jahre alt im Jahr 1943)
Geschichten von Augenzeugen:
Auf diesem zerknitterten Papierfetzen, der im Sammelalbum von Warner van Keulen gefunden wurde, stehen 29 Namen von Kontakten, die wiederum Dutzende von Menschen mit Lebensmittelgutscheinen versorgten. Auf diese Weise konnte fast 600 Menschen (darunter auch Juden) geholfen werden.
Winter 1944. Ies Heertje auf dem Schlitten ohne seine geliebte Sturmhaube; 'Das gibt einen jüdischen Kopf', sagte seine „Tante“ Bep Horstman. Auf der linken Seite Lieneke Horstman.
JÜDISCHE MENSCHEN IM VERSTECK
Ies Heertje war 7 Jahre alt, als er als ‚Neffe aus Enschede‘ bei der Familie Horstman am Pinkenbergseweg wohnte.
„Ich war schockiert, als ich nach dem Krieg in einem Brief meiner Untertauchmutter las, dass mein Untertauchvater einen Verräter mit Gift getötet hatte“, sagt Ies Heertje. „Ich weiß nicht, ob er dafür später vor Gericht gestellt wurde“.
Geschichten von Augenzeugen:
BEFREIUNG VELP 16. APRIL 1945
Montag, 16. April, 6:25 Uhr
Es ist still geworden. Glaubst du, sie sind hier?
6.30 Uhr
Hört!
Jubel auf der Hauptstraße.
Dann wird niemand mehr aufgehalten.
Aus allen Seitenstraßen eilt man zur Hauptstraße.
Eine Flagge!
Da ist eine Flagge. Wir sind frei!
(aus Velp und der Krieg, Hrsg. 1946, Autor Steven Jansen)
Geschichten von Augenzeugen:
Velper Kinder mit orangefarbenen Mützen und niederländischen Fahnen auf einem englischen Jeep in der Hauptstraße, vor dem Juwelier Aalbers.